Möchte hier mal ein ganz besonderes Modell vorstellen:

Der wunderschöne Airliner AL 37 von Freewing

Das Modell ist 2020 brandneu in den Verkauf gekommen und macht, alleine schon mit seinen Daten als ARF Flieger, ganz schön was her.

Spannweite 183cm

Länge  200cm

Gewicht  ca. 4500g mit Klarlackschicht und 6s8000er Akku

2x 70mm Impeller

10 Servos

Komplett beleuchtet

Scale - Einziehfahrwerk mit Doppelbereifung

 

Da die AL 37 zu dem Zeitpunkt meines Kaufs noch fast keiner in Deutschland hatte, mußte ich meine Erfahrungen mit dem doch außergewöhnlichen Modell selbst machen. Ich fliege neue Modelle nach dem ersten Einfliegen öfters mal an- und auch mal über deren Grenzen um zu sehen wie das Verhalten und Stabilität das Modell in Grenzbereichen ist. Dann wird geprüft welche Schwachpunkte meiner Meinung nach Vorhanden sind. 

Entsprechende Änderungen /Verbesserung die wichtig und sinnvoll sind habe ich hier mit aufgelistet und dokumentiert.

Um es vorweg zu nehmen, die AL 37 ist es immer Wert mal etwas nachzuarbeiten oder zu verbessern, denn so einen tollen, fast schon Aufsehen erregenden ARF Flieger hat man nicht oft im Hangar und auch selten auf dem Flugplatz !

 

Der sehr lange Rumpf wird 2-teilig geliefert, wird aber fest miteinander verklebt. Da mir diese Länge mit nur 2 kurzen CFK Führungs-Rohren von der Stabilität her nicht so geheuer war und ich auch mal aus Amiland von zerbrochenen Rumpf gelesen habe, habe ich gleich beim Verkleben zwei zusätzliche längere, massive CFK Stäbe mit eingeharzt. ( Reste aus des Bastelkiste). Macht gleich einen viel stabileren Eindruck. Ist sicherlich kein Muß, hielt es halt für sinnvoll.

Endprodukt nach verkleben und Aufbringer der Decals schaut dann so aus...... Da wird der 170cm lange Tisch schon klein!

Die Flächen lassen sich nur mit ausgefahrenem Fahrwerk an den Rumpf montieren, was ein unnötiger Aufwand beim Aufrüsten auf dem Flugplatz ist ( Zusatzakku / Servotester zum ausfahren usw. ) Das hielt ich für Käse und habe einfach die Radschächte im Rumpf sauber gerade nach außen ausgeschnitten. Fällt optisch gar nicht auf und man kann nun mit eingefahrenem Fahrwerk und etwas "Nachdruck"  die Flächen ohne Probleme anstecken !

Um den Schwerpunkt, gerade mit schwererem Akku ( 6000-8000er), korrekt einzustellen, muß man den Akku sehr weit hinter schieben, so das die Akkuauflage zu kurz wird, Die kann man einfach mit einem Brettchen nach hinten erweitern um den Akku sicher zu halten auch das Klettband weiter hinten anbringen.

Zum Transport der etwas sperrigen Modells verwende ich den Original Styrokern aus der Packung und lasse den Rumpfhintern schräg nach oben rausstehen. Paßt dann ohne Höhenruder genau zwischen die Fahrersitze.

Das sehr mickrig wirkende BEC ( Für 10 Servos / Beleuchtung / Fahrwerk ) habe ich gleich entfernt und gegen was deutlich stärkeres getauscht.  Günstige S BECs mit 10A+ gibt es schon unter 20 €. ( Yuki oder so )

Den ganzen Rumpf habe ich nach aufbringen der Decals mit 2K Klarlack aus der Dose überzogen, was ein Ausbleichen/vergilben verhindert und den Rumpf etwas stabiler gegen Kratzer etc. macht. Es gibt dazu noch einen schönen Oberflächenglanz!

Die Leistung der AL 37 ist gut ausreichend für kräftige Bodenstarts , zügiges und relativ steiles Steigen und für schönen scalemäßigen, kräftigen und schnellen Flug. 

Die 2 Impeller haben ein schönes fauchendes Geräusch wie Turbinen und sind gut gewuchtet.....brauchen halt auch ordentlich Strom....

Ströme um und auch über die 100 A Grenze sind gang und gäbe....also sollte man die AL 37 eher mit höheren Akku - Kapazitäten betreiben um auf sichere 5-6 Minuten zu kommen.Mind um die 6000er besser mehr. Ich benutzte erst 6s 7000er und hatte damit Flugzeiten bis 6.30 Min ( Telemetrieüberwacht mit ca. 15% Rest). Mit 5000er Lipos sind das sicherlich keine 5 Min. Manche Landen schon bei 3,5 Minuten laut Videos und Berichten aus dem Ausland. Das wäre mir echt zu wenig. Jetzt habe ich sogar 6s 8000er ( SLS Quantum) , die problemlos reingehen und auch vom Gewicht her nicht negativ auffallen. Dieser 1150g schwer Akku muß auf der verlängerten Akkurutsche bis zum Anschlag des Styroquerstegs im Rumpf eingeschoben werden, dann paßt auch der Schwerpunkt einwandfrei...der bei mir eh eine Ecke weiter hinten liegt wie offiziell angegeben....das muß aber jeder für sich selbst erfliegen. So komme ich jedenfalls auf fast 7 Minuten sichere Flugzeit bei flottem und gemischten Flug, was echt Spaß macht mit der Großen !

 

 Bei mehr wie Scale Flugstil ( Auch mal großräumigen Loop, lange Rolle oder etwas flotterer Abstieg mit schnellem Überflug ) können durch starkes Biegen der Tragflächen Knickstellen auf der Flächenoberseite im 1.Drittel ab Rumpf entstehen. Das ist erstens nicht schön und deutet halt auch auf Überbelastung hin. Wer also auch mal etwas modell-typischer auf Show mit der AL 37 fliegen möchte und nicht nur seichtes Scaleprogramm, der sollte sich überlegen im Vorfeld eine kleine Operation an den Flächen vorzunehmen.
Es wird aber auch schon deutlich biegesteifer, wenn man auf der Flächenunterseite das bekannte durchsichtige GFK-Stripes-verstärkte Gewebeband li+re auf kompletter Flächenlänge aufklebt! Das reduziert auch schon die Biegeneigung ohne Bastelarbeit. Wer es jedoch deutlich robuster haben möchte und etwas Bastelaufwand nicht scheut, kann es so machen wie hier Beschrieben 
Vorgehensweise zum Nachbauen : Auf die gesamte, obere Flächenlänge direkt in den vorderen , schwarzen Zierstreifen, einen ca. 6mm tiefen Schlitz mit Dremelflex fräßen und einen senkrecht stehenden Vierkant CfK Stab in die Tragflächen einharzen. Hier reicht es schon einen 1-2mm x 5mm x 70cm CFK Stab mit Epoxy ( 5 Min. Epoxy ist fast zu schnell...besser 20 Min.) oberflächenabschließend einzukleben und evtl. herausgequollenen Kleber  mit Spachtel abziehen bevor er anzieht. Danach einfach wieder einen schwarzen Dekorstreifen drauf kleben (Isolierband auf passende Breite geschnitten).
 Ich selbst habe zwar einen massiveren 2x10mm Stab eingeklebt, was aber beim tieferen Auffräsen von über 10mm die serienmäßgen CFK Verstärkungen in den Flächen mit anfräßt...würde beim nächsten mal also eher nur einen 5mm hohen CFK Stab nehmen.
 

 Das Ganze hilft gegen extreme Durchbiegung der Flächen und daraus resultierenden "Aufweichen" der Tragflächenstruktur.

 
Um mit deutlich steiferen Flächen die sehr dünnwandige 10x1mm Flächensteckung nicht zu überfordern, sollte man disee noch gegen ein dickeres CFK Rohr tauschen . Ich habe 10x1,6mm genommen, was deutlich stabiler ist.
 
Der angegebene Schwerpunkt ist definitiv zu weit Vorne. Dadurch wird das Modell unnötig schnell und träge beim Landen und auch beim Starten sehr langer Startweg zum Abheben nötig. Dazu braucht man sehr große Ausschläge um das halbwegs zu kompensieren. 
Den Schwerpunkt sollte man von Anfang an 15mm weiter zurücklegen als angegeben und dann in der Praxis erfliegen ob sogar noch weiter hinter ! Dann erst gelingen jettypische Landung, agileres Fliegen und schnelles Abheben !  

Hier noch ein kleines Resumee aus meinen Flügen, um den Gesamteindruck des Modells und die Flugeigenschaften etwas zu verdeutlichen

1. Ja...Sie fliegt wirklich !......trotz scalemäßig sehr kleiner Tragflächen bei mittlerweile deutlich über 4 Kg Gewicht !
2. Sie ist vom Flugbild nahezu nicht vom Original zu unterscheiden
3. Sie zieht die Blicke auf sich, wie kein anderes Schaum - Modell ( oder auch sonstiges )
4. Sie fliegt extrem Scale..D.h. nicht typisch wie ein RC Modell...sondern teils wirklich eher wie das Original von den Reaktionen her.
5. Sie braucht alles an Ruder was geht und reagiert damit immer noch recht zahm....trotz Schwerpunkt schon mind. 15mm hinter Angabe !
6. Sie ist doch etwas windempfindlich wegen langem Rumpf...was bedeutet, das sie schon ab leichtem (Quer-) Wind teils stark wackelt , absackt o.ä. Da half bei mir nur ein Gyrosystem...jetzt fliegt Sie ruhig !
7. Sie ist definitiv kein Slow Flyer ! Masse will bewegt werden --- also nicht denken, das man die mit 20% Gas zum 3D bewegen kann...hier ist konzentriertes, weiträumiges und vorausschauschauendes Fliegen angesagt !
8. Sie landet sehr schön, wenn man den Bogen mit Anstellen und Schleppgas raus hat...mit Schwerpunkt korrekt eingeflogen kann man die schön schräg gestellt mit etwas Gas zum Landen über den halben Platz ziehen.

9. Mehr Scale geht vom Flugbild her fast nicht....und das Fliegen der Al 37 ist schon eine einmalige Erfahrung.

10. Mit vollen Ausschlägen und viel Gefühl sind  sogar "normale" und "sachte" geflogene Kunstflugfiguren wie Rollen, Loops, Rückenflug etc. problemlos möglich. Alles halt weicher und weitläufiger geflogen. Das sollte man aber besser erst nach Verstärkung der Flächen machen...... gerade das Abfangen aus einem Looping 

11. Nach vielen Test-Flügen, habe ich jetzt doch ein Stabisystem verbaut, um das Wackeln und Schaukeln bei Wind zu eliminieren. Das Modell ist darauf doch sehr anfällig und es schaut dann auch nicht mehr schön vom Flugbild her aus, wenn die sogar bei geringem Wind schon so unruhig reagiert. Funktionierte auf Anhieb super...da wackelt und schaukelt nichts mehr und läßt sich jetzt sogar bei mittlerem Wind sehr entspannt und ruhig fliegen......gerade die Landungen sind dadurch ein Scale-Traum geworden....ein echtes "MUST HAVE" !!

Dieser Flieger reiht sich nicht in die normale Reihe aller bislang von mir geflogenen Modelle ein, sondern ist schon was sehr spezielles....
Ich persönlich freue mich das es die AL 37 gibt und werde sicherlich ( und hoffentlich) noch viel Freude an und mit ihr ihr haben.

Mein Fazit zur Freewing AL 37 Airliner : 
Kaufen wer das Besondere mag und auch damit umgehen kann ! Mit ein paar Detailverbesserungen steigt die Performance und Handhabung des Modells deutlich! Damit zu Fliegen ist ein richtig erhebendes Gefühl...ganz andere Art des Fliegens wie mit herkömmlichen Modellen, meiner Meinung nach. Gerade dem Hochdeckertrainer entwachsene Piloten oder blutige Neueinsteiger in die Jet / Impeller bzw. Scale Klasse sollte man eher zu anderen, weniger komplexen Modellen raten.