Zum Wasserfliegen im Urlaub und für Flüge im Winter bei Schnee, hatte ich schon lange mal wieder ein passendes Modell gesucht. Die sonst üblichen Verdächtigen sind für mich entweder grottenlangweilig, häßlich, oft zu laut und meist nicht sehr stabil. Dazu kaum mal eine schöne Scaleoptik. Doch die neue V2 "Coast Guard" Version der Grumman Avios Albatross von Hobbyking hat es mir dann doch angetan!

Bild von Hobbyking Seite


Nachdem die mal etwas günstiger angeboten wurde, habe ich dann doch zugeschlagen! Sehr schönes Semiscale Modell mit viel Platz im Innenraum und auch flexibel für versch. Akkugrößen und Spannungen.

Hier die Daten

 Technische Daten:
Spannweite: 1620mm (63.7")
Länge: 1210mm (47.6")
Gewicht: ca. 2800 g mit 4s 5000mah (gewogen !) oder gut 200g leichter mit 3s 3000!
Motor: 2 x AeroStar 3536 850KV bürstenloser Außenläufer
ESC: 2 x AeroStar 30A RVS
Luftschrauben: Scale 3-Blatt 10x6
Servos: 7 x 9g 

Akkus: 3-4s  3000-5000mah


 Ich fliege das Modell mit Graupner Hott RC Ausrüstung, 4s 3000 und 5000mah SLS Quantum Lipos und einer Voltagemodul-Telemetrieüberwachung auf 3,5V/Zelle. Damit kommt die Albatross auf genau 2800g was doch schon etwas entfernt ist zu densehr optimistisch angegebenen 2300g abflugfertig ..... aber durchaus noch O.K für gut 1,6m mit der Flächentiefe und tragendem Profil! Mit 4s 5000er muß man den Akku recht weit hinter platzieren um den Schwerpunkt hinzukriegen, geht aber trotzdem problemlos. Ansonsten sind schon Akkus ab 4s 3000er ( gut 200g leichter !) für gute Flugleistungen und vernünftige Flugzeiten ausreichend.


Nichts ist unfehlbar .....schon gar nicht ein ARF Modell von Hobbyking   ....Daher hier ein paar wichtiges Tipps zu Besonderheiten bzw. Mängeln der Avios Albatross

 1. Die Flächenbefestigungsschrauben sind vom Kopfdurchmesser minimal zu groß für die Senklöcher! Daher habe ich die Schrauben einfach in einen Schraubstock eingespannt und bin mit einem Dremelschleifer ein paar mal rundrum gefahren, bis die Schrauben schön in die Löcher paßten. Aufwand 4 Minuten

2. Die Quer und Höhenruder sind Elasticflaps und recht schwergängig, wobei sich die kleinen Servos arg plagen müssen und auch die Gestänge sich verwinden...dazu schlechte Rückstellgenauigkeit und Ruderverwindung. Ich schneide in diesem Fall mit einem Cuttermesser oder Skalpell, je nach Rudergröße immer 2-4cm lange Ausschnitte in das Flexgelenk und lasse sozusagen auf ganzer Länge nur noch "Einzelscharniere" stehen. Dabei sollten mind. am Ruder ganz innen und ganz außen, so wie am Ruderhornanschluß eine Scharnier stehen bleiben. Das hält problemlos, macht das Ruder aber leichtgängig! Bei hartnäckigen Fällen schneide ich die Ruder ganz ab, glätte die  Schnittkanten und verbaue Vliesscharniere , die dann  mit Sekundenkleber eingeklebt werden ....das habe ich hier dann letztendlich doch am Höhenrüder so gemacht um es leichtgängiger und präziser bewegen zu können (weniger Verwindung!)und habe trotzdem noch ein stärkeres Graupner DES Miniservo verbaut. Dazu die beiden einzelnen Anlenkungen zum Servo vorne zusammen geklemmt und mit nur einem einzelnen Draht zu Servo geführt. Jetzt geht das Höhenruder viel präziser und deutlich schneller!



3. Die Flächensteckungen vorne sind nur wenige mm tief, weswegen ich bedenken hatte, das die bei Rumpfverwindung o.ä. im Flug rausrutschen könnten, was ich tatsächlich schon bei einem anderem Wasserflug-Modell hatte. Ich habe hier in die Fläche und in die Rumpfaufnahme ein 3.Loch gebohrt und ein zusätzliches 10mm CFK Rohr als Verstärkung in die Fläche eingeharzt ( geht fast 10cm tief in die Fläche)...jetzt bin ich beruhigt. Einfachere Sicherheitslösung wäre die Vorhandenen, hohlen Paßzapfen nach hinten durchzubohren und da einfach etwas längere CFK Stäbe einzukleben. Wenn man dann noch ein passende Hülse oder CFK Rohrstück mit Außendurchmesser der Paßlöcher vorne bis zum Anschlag auf die vorhandenen Zapfen aufschiebt, hat man stabile, längere Paßstifte ohne großen Aufwand.



4. Die Stützschwimmer  haben serienmäßig keine richtige Abrisskante, sondern sind unten nur im Bogen abgerundet. Dadurch lösen die sich bei Wasserkontakt schlecht von der Wasseroberfläche und der Flieger dreht sich bei Wasserfahrten /Start usw., teils unkontrolliert ein. Schneidet man eine harte Kante in diesen Bogen, dann ist das Problem ziemlich beseitigt. Die Kante so schneiden, das die bei aufgestecktem Schwimmer und gerade stehendem Modell auch möglichst senkrecht ist....



Den Spalt zwischen Fläche und Rumpf kann man einfach und auch wasserfest, mit einem Streifen Cellpack PVC Isolierband abdichten. Das kommt aus der RC-Boot-Szene zum Deckel abkleben und ist auch schön flexibel.

 Auch sollte man die Landeklappenservos gut abdecken/abkleben! Wetprotect Spray an sämtliche Kabelverbindungen und RC /Antriebs Komponenten ist aus sinnvoll, gerade im Wassereinsatz. 


Die Albatross hat jetzt endlich ihre Jungfernflüge mit allen Einstellungen hinter sich gebracht (Rasenstart). Flog auf Anhieb absolut gutmütig, leicht zu beherrschen und erstaunlich exakt. zu fliegen...man kann eigentlich die Hände vom Knüppel nehmen und die alleine vor sich hin fliegen oder landen lassen. Einzel-Motorbeimischungen zum Seitenruder (Falls man das gemacht hat), sollte man doch besser nur zum rangieren auf dem Wasser benutzen. Denn gerade beim Vollgasstart, wo oft auch viel Leistung gebraucht wird (Wiese, oder ungünstige Wasserverhältnisse), ist es kontraproduktiv, wenn beim Seite korrigieren ein Motor die Leistung nachläßt! Ich überlege auch noch, die Alba dünn mit 2K Spraylack zu überziehen, damit nicht alles Decals so schnell abgehen....die lösen sich halt doch sehr leicht ....


Bei späteren, intensiven Flügen fiel mir aber folgende Unart des Modells negativ auf.  Schon ab relativ geringem Höhenruderausschlag (Deutlich unter den max 14mm , die angegeben sind), kippt die Alba unkontrollierbar seitlich weg und rollt sich  --- hat also einen Strömungsabriss. Das passiert auch mit gut Fahrt, hat also nichts mit zu langsam zu tun....kommt jederzeit reproduzierbar bei etwas mehr Höhe vor. Hatte zuerst, nach ein paar anscheinend doch etwas ungenauen Messungen, die EWD dringend im Verdacht, welche aber doch nicht so arg daneben lag wie ich ursprünglich dachte. Sie fliegt ja sonst eigentlich sehr gut. Außerdem müßte man zu einerEWD- Änderung das Modell schon ziemlich "vergewaltigen". So habe ich das Ganze dann letztendlich doch anders in den Griff bekommen!


Als Problemlösung habe ich, als  minimalinvasive Maßnahme, doch in Erwägung gezogen, den HR Ausschlag in einen unkritischen Bereich zu reduzieren, womit ich aber halt ursprünglich nicht so glücklich war. Denn so weiche, fast schon verzögerte Ruderreaktionen, wie bei meinem Airliner, wollte ich halt bei einem Wasserflugzeug nicht haben.
Um dennoch mit diesem geringen Ausschlag eine bessere Reaktion des Modells auf Höhe zu bekommen, habe ich in ausgiebigen Flugtests....


1. 
Den Schwerpunkt von den angegebenen 65mm auf ca. 75mm, zurückgenommen um Modell auf Ruder agiler reagieren zu lassen. 


2. Um die Höhenruderkraft nicht unnötige in mechanische Flächenbiegung verpuffen zu lassen, habe ich auf Flächenunterseite vom Landeklappenservo bis Flächenende ein breites, GFK Faser-verstärktes Klebeband angebracht, um ein Durchbiegen nach oben deutlich zu verringern ...denn ab der Flächensteckung/Verschraubung nach außen hin, ist eine Biege-Neigung schon beim mechanischen Test am Boden festzustellen.




3.
 Um bei geringem Anstellwinkel die Ruderwirkung zu erhöhen, habe ich ca. 1-1,5cm vor dem Höhenruder auf ganzer Breite li+re ein selbstklebendes, durchsichtiges Zackenband angebracht (Tipp aus der Seglerszene).
4. 
Um gerade bei geringerem Tempo beim Landen länger "reinschweben" zu können...ohne mehr HR /Anstellwinkel zu brauchen, habe ich noch an den Tragflächen vorne, auf der Flächenoberseite, ab jeweils Flächen-Trennstelle li+re bis nach außen zum Flächenende, ebenfalls Zackenband angebracht, mit ca. 60mm Abstand zur Nasenleiste.


5.
 Habe dann, in vielen Loops, aufs Prozent genau getestet, bei wie viel Ausschlag die Strömung jetzt abreißt und das Modell zu Rollen anfängt. Waren bei mir genau 42% vom Gesamtweg....das sind 
ziemlich genau 9mm Ausschlag am Höhenruder (im Anlenkungsbereich gemessen). Nur  1-2% mehr Ausschlag und das Problem ist wieder da...also nichts mit den 14mm möglichen Ausschlag wie in der Anleitung. Habe jetzt diesen Ausschlag als Maximal eingestellt, ohne Flugphase oder so. Expo habe ich sogar unter 0 auf ca. - 10 % eingestellt, um um die Knüppelmitte einfach etwas mehr Reaktion beim "normalen" Fliegen zu haben. Habe außerdem ein stärkeres HR Servos verbaut (GRAUPNER DES 567 MG DIGITAL SERVO) und die Anlenkung zum Servo verbessert, so das das HR leichter und exakter angesteuert wird .

Mein
 Resumee des Ganzen, im Vergleich zu vorher ist:
Kein Streß mehr beim Fliegen durch abkippen oder Rollen, gefühlt auf jeden Fall mehr Reaktion des Modell auf Höhenruder bei geringem Ausschlag von nur ca. 9mm.( Loop wird enger wie vorher ohne jegliche Absrissneigung), daher auch engere Kurven, ohne kippen, also streßfreier fliegbar. Beim Landen länger langsam ziehbar, ohne zu frühes plötzliches Durchsacken, bzw Nase runternehmen
, gerade mit Landeklappen.....also HR Ausschlag da auch mit leichter Reserve ausreichend. So fliegt die für mich jetzt viel entspannender, sicher und ohne Eigenleben.....auch mit Rollen, Loops usw....

Nach vielen Test und Vergleichsflügen empfehle ich doch eher leichtere Akkus (ca. 3000-max 4000mah), die das Abwassern und Landen, so wie die Agilität bei geringerem Ausschlag verbessern!🥰👍👍 


Durch diese Verbesserungen/Einstellungen ist die Alba ein wirklich sehr robustest, schönes, imposantes RTF Scale-Wasserflugzeug, was mittlerweile zwar viel Spaß beim Wasserfliegen macht, aber trotzdem in manchen Situation sehr vorausschauend geflogen werden will! Als schickes(easy-) Wasserflugmodell für einen Einsteiger, der im Urlaub mal über den See damit rumschleichen will, ist sie wohl definitiv das Falsche Modell!